Trailrunning-Schuhe: 18 Modelle im Test

neuer_name
Ein Schuh mit gutem Grip und ausgeprägtem Profil ist in natürlichem Terrain unverzichtbar, schützt auch vor Stürzen und Umknicken.
© Icebug/Jacob Edholm

Für Skilangläufer zählt Trailrunning fest zum Sommertrainingsprogramm. Doch auch 
darüber hinaus findet das Laufen auf natürlichem Untergrund immer mehr Anhänger. 
Der richtige Schuh ist dabei für Profis wie Einsteiger das wichtigste Ausrüstungsteil. In Ausgabe 2/2021 hat nordic sports 18 Modelle getestet.

Text: Robin Siegert

Laufen ist nicht gleich Laufen: Das ­Terrain, in dem gerannt wird, spielt eine wichtige Rolle. Es trennt vielfach den ­risikofreudigen vom sicherheitsliebenden Sportler. Und selbstverständlich ist das Gelände ausschlaggebend für die Wahl der richtigen Ausrüstung. Das wird besonders beim Trailrunning deutlich – eine Form des Langstreckenlaufs, die sich insbesondere bei Extremsportlern schon seit vielen Jahren einer großen Beliebtheit erfreut.

Steile Anstiege, gefährliche Downhills und anspruchsvolle Pfade, die zum Laufen eigentlich völlig ungeeignet sind – das verbindet man vielfach mit dem Trailrunning. Je extremer die Strecke, desto attraktiver wird sie für kompromisslose Laufjunkies. Natürlich gibt es diese abenteuerlustigen Läufer auch noch immer, doch die Bandbreite ist inzwischen größer geworden. Heute bezeichnet man auch das Laufen im Wald oder auf Forstwegen als Trailrunning. Das deckt sich mit der Definition des ­Begriffs, denn ein „Trail“ steht für schmale Wege, Trampelpfade oder schlicht das „Laufen abseits befestigter Straßen“. Es bezeichnet alle Strecken, die nicht asphaltiert sind. Insbesondere Laufanfänger können sich beim Trailrunning ganz auf sich selbst konzentrieren und nach Lust und Laune laufen, ohne dafür kritisch von Passanten oder Mitläufern beäugt zu werden.

Kein Wunder, dass diese Form des Laufens immer mehr Fans findet. Trailrunning boomt. Die Erkenntnis ist nicht neu, denn die Hersteller von Trail-Equipment freuen sich darüber bereits seit einigen Jahren. Nun scheint die Corona-Pandemie dem Trend einen weiteren Schub zu geben. Das zeigen jedenfalls die Verkaufszahlen bei Schuhen. Innerhalb des insgesamt stark gewachsenen Laufsegments konnte Trailrunning seinen Anteil weiter erhöhen. Während 2019 noch 18 Prozent der Schuhe, die über die Ladentheke gingen, Trailschuhe waren, wuchs ihr Anteil 2020 auf 21 Prozent und ist damit so groß wie noch nie. Auch wenn der Zusammenhang mit der Pandemie-bedingten Ausnahmesituation bisher nicht bewiesen ist, liegt er doch nahe. Die Beschränkung anderer Freizeitmöglichkeiten, die Schließung von Fitnessstudios und anderer Sport­einrichtungen haben dazu geführt, dass mehr Menschen die Natur entdeckt haben – und Outdoor-Aktivitäten wie das Trailrunning lassen sich mit geringem Infektionsrisiko ausüben.

Das Gefühl fürs Gelände

Es ist aber auch als Trainingsmethode für ambitionierte Sportler sehr wirkungsvoll. In anspruchsvollem Gelände kann ein Trainingslauf nicht mehr über die Lauf­geschwindigkeit gesteuert werden. Steile Anstiege, technisch herausfordernde Passagen und schnelle Downhills verhindern dies, erzwingen immer wieder ein Verlangsamen, Abbremsen, Variieren der Geschwindigkeit. Das Durchschnittstempo ist in der Regel deutlich langsamer als auf einer flachen Straße. Gerade das macht das Trailrunning aber auch zu einer beliebten Alternative für Ski­langläufer – sie sind vertraut mit hügeligem und unbefestigtem Gelände. Ist die Schneedecke einmal geschmolzen, wird „nur“ die Art der Fortbewegung getauscht. Kein Wunder, dass Trailrunning fest zu den Trainingsprogrammen nordischer Sportler in der Zwischensaison zählt. Das Laufen auf Abwegen ist bestens dafür geeignet, die ­Fitness und Ausdauer aufrechtzuerhalten, ohne dabei das Gefühl für das Gelände der Hauptsportart (Skilanglauf) zu verlieren.

Darüber hinaus stärkt Trailrunning Körper und Geist: Sich auf Waldwegen treiben zu lassen, neue Strecken zu erkunden oder bergab förmlich über Stock und Stein hinwegzufliegen, ist deutlich abwechslungsreicher als das monotone Laufen auf der asphaltierten Hausrunde. Zusätzlich erfordert Trailrunning, zu jeder Zeit fokussiert zu sein. Es gilt, auf Wurzelwerk im Boden zu achten, genau darauf zu schauen, wo man hintritt und stets die Körperstatik zu wahren, um das Abenteuer „Trailrunning“ nicht mit einem verstauchten Knöchel oder Schürfwunden vorzeitig beenden zu ­müssen. Die Schulung der eigenen Konzentration kann gerade in Zeiten von Homeoffice, digitalen Meetings und kurzen Aufmerksamkeitsspannen besonders wertvoll sein.

Stabilität, Grip, Komfort

Was die gesundheitlich positiven Effekte des Laufens in der Natur betrifft, ist ein weiterer Effekt hervorzuheben: Es schont die Gelenke – schließlich ist ein Waldboden wesentlich weicher als eine asphaltierte Straße. Allerdings ist die Verletzungsgefahr auf dem Trail durch Unaufmerksamkeiten auf unebenen Wegen auch höher als auf einem flachen Untergrund. Für einen sicheren Tritt beim Geländelauf ist deshalb das richtige Schuhwerk von großer Bedeutung.

Während bei Straßenlaufschuhen die Dämpfung eine wesentliche Rolle spielt, ist dies beim Trailschuh nicht ganz so wichtig. Stabilität, Grip, Komfort entscheiden vorrangig darüber, ob der Läufer sicher über Stock und Stein kommt. Wenn ein Schuh dann noch eine gute Kraftübertragung für eine Topleistung bietet, ist das der Idealfall. Ob die Eier legende Wollmilchsau in unserem Test dabei ist, erfahren Sie auf den folgenden Seiten.

Ralf Kerkeling, Chefredakteur sportFACHHANDEL, betont jedenfalls: „Trail-
laufen ist in Deutschland ganz klar auf dem Vormarsch. Mit der Beliebtheit wächst auch die Auswahl an Schuhen. Läufer, ob Einsteiger oder Fortgeschrittener, können sich 2021 auf Top-Schuhe in diesem Segment freuen. Beim verarbeiteten Material konnten viele der neuen Trailschuhe in puncto Zwischensohlen und Grip noch einmal zulegen.“ Die 18 von uns getesteten ­Modelle decken ein breites Spektrum ab – vom Einsteiger bis zum wettkampforientierten Athleten. Dazu zeigen wir Ihnen noch, was Sie als Trailrunner außer einem guten Schuh auf der Strecke brauchen. <

Für die Ausgabe 2/2021 haben wir 18 Modelle bezüglich ihrer Performance in puncto folgender Aspekte getestet: Komfort, Stabilität, Dämpfung.

Folgende Hersteller sind im Test vertreten: Columbia, Salomon, Asics, On, New Balance, Icebug, Scott, Dynafit, Merell, Saucony, Inov-8, Scarpa, 361°, Tecnica.

Die Testergebnisse aller 18 Modelle lesen Sie in Ausgabe 2/2021.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren