Der Rothaarsteig als Langlauftour: Quer durchs Sauerland
Der Rothaarsteig führt als anspruchsvoller Höhenwanderweg durch die Mittelgebirgslandschaft des Rothaargebirges – im Winter eine echte Herausforderung auf Langlaufskiern.

Text Hans-Jürgen und Klaus Hüner
Nichts stählt die Muskeln so sehr, nichts macht den Körper elastischer und geschmeidiger, nichts stärkt den Willen mehr, nichts macht den Sinn so frisch und frei wie das Schneeschuhlaufen“ – so Fridtjof Nansen in seinem Bestseller „Auf Schneeschuhen durch Grönland“. So weit brauchen Sie gar nicht zu verreisen, um in eine völlig andere Welt einzutauchen. Es reicht schon, sich Langlaufskier und Rucksack zu schnappen und für zwei oder drei Tage quer durchs Sauerland zu laufen.
Wir haben eine Strecke von Winterberg oder auch von Willingen bis ins Siegerland ausgesucht, die sich grob am Rothaarsteig (ausgeschildert mit einem weißen liegenden R auf rotem Grund) orientiert, bestehende Loipen nutzt, teilweise aber auch querbeet durch ungespurten Schnee führt.
Am bequemsten reisen Sie mit der Bahn nach Willingen und fahren dann ab Siegen mit der Bahn nach Hause. Für die Anreise nach Willingen ist der Zielbahnhof Brilon-Wald. Bis Willingen geht es weiter mit dem Bus. Von dort aus bringt eine Seilbahn sie ganz bequem auf den Ettelsberg (831 m), von wo aus Sie einen herrlichen Panoramablick über das „Land der tausend Berge“ genießen. Dann geht es ein paar Kilometer leicht bergab (W 6) und über die Loipe (Rot 2 oder 3), die an der Schutzhütte „Scheid“ geradeaus in die Loipe 5 (Schwarz) übergeht. Langläufer aus Überzeugung können natürlich auch in Willingen-Stryck gleich in die Loipe gehen, müssen dann allerdings in der Loipe Nr. 5 über 200 Höhenmeter stramm bergauf laufen. Ab hier verläuft die Strecke auch auf dem Rothaarsteig. Nach etwa einem Kilometer biegt die Loipe scharf nach links ab, Sie bleiben aber auf dem Rothaarsteig (evtl. ungespurt), der dann nach einer Rechts- und einer Linkskurve steil (anstrengend) zum Hillekopf (801 m) ansteigt. Bei der dann folgenden Abfahrt müssen Sie sich entscheiden. Entweder Sie bleiben auf dem breiten Forstweg, oder aber – als guter Skifahrer – Sie kürzen via Rothaarsteig ab. Allerdings ist die kurze Abfahrt knackig und eng – denken Sie daran, dass ein Rucksack manchmal ein Eigenleben führt! Anschließend geht es auf dem breiten Weg weiter bis zu einem beeindruckenden Panorama-Platz. Von hier aus sehen Sie Küstelberg unten im Tal. Nach etwa 100 Metern wieder die Gewissensfrage: Umweg oder Direttissima? In Küstelberg haben Sie dann die ersten zehn Kilometer geschafft. Bergauf und bergab geht es weiter über „Wagenschmiere“ und „Pastorenstein“ nach Winterberg.
Das Winterberger Loipennetz
Die acht Kilometer bis Winterberg sind nicht immer gespurt, Bei der Abfahrt zur „Wagenschmiere“ müssen Sie etwas aufpassen. Sie kommen „mit Schwung“ an eine Straße, die sie überqueren. Anschließend kann es bei warmer Witterung eine etwas sumpfige Stelle geben (Brettersteg). Am Pastorenstein biegen Sie nicht nach links (Rothaarsteig führt zur Ruhrquelle) ab, sondern laufen weiter geradeaus über die „Wachshütte“, kommen auf die Loipe „Grönebacher Holz“, laufen linksherum bis zum Parkplatz „Haarfeld“, überqueren die Straße und laufen dann auf der „Kuhlenbergloipe“ nach links Richtung Winterberg. Am Reiterhof queren Sie die Straße, gelangen auf die Loipe „Rauher Busch“, von der Sie dann über einen Verbindungsweg oberhalb der Skilifte auf die Brembergloipe stoßen.
Sie können natürlich in Winterberg eine Pause einlegen und anschließend ein paar Meter durch die Stadt gehen – immerhin haben Sie ja bis Winterberg mittlerweile fast 20 Kilometer in den Beinen –, bis Sie sich dann Richtung „Herrloh“ oder „St.-Georg-Schanze“ orientieren und wieder im Wintersportgebiet landen. Gute Skifahrer gelangen nun problemlos und vor allem am bequemsten zum Bremberg, indem sie die Lifte und Abfahrten benutzen. Eine der bereitstehenden Abfahrten ist etwas steiler als normale Loipen! Sonst laufen Sie unterhalb der großen Schanze geradeaus, bis Sie oben am Waldrand auf die Brembergloipe stoßen. Die Brembergloipe führt nach einem steilen Anstieg unter dem Bremberglift hindurch, wo Sie auch mit dem Schlepplift ankommen würden. Jetzt eine leichte Abfahrt hinunter, die Straße überqueren, und Sie stehen am Kahlen Asten. Der Rothaarsteig führt in einem Rechtsschwung hinauf, Sie können sich aber auch den Nordhang per Schlepplift hochziehen lassen, überqueren oben eine Straße und laufen weiter geradeaus auf den Kahlen Asten hinauf.
Wenn Sie nicht die ganze Strecke, für die wir drei Tage veranschlagen, laufen möchten, können Sie auch in Winterberg beginnen. Vom Bahnhof Siegen aus fährt der Rothaarexpress bis Bad Berleburg, von dort gelangen Sie mit der Buslinie R28 Richtung Winterberg. Sie steigen dann an der Haltestelle Bobbahn/Kappe/Bremberg aus, überqueren die Straße und kommen problemlos in die Brembergloipe. Dann Abfahrt, Nordhang usw. Wer aus dem Ruhrgebiet anreist, fährt direkt mit der Bahn nach Winterberg.
Vom Kahlen Asten geht es nun hinab nach „Lenneplätze“, entweder auf dem Rothaarsteig in einem großen Bogen oder etwas steiler (Weg X) geradeaus. Beide Varianten treffen sich wieder. An der Straße führt die Loipe dann nach rechts – geradeaus geht es zur Jugendherberge Neuastenberg (Übernachtungsmöglichkeit!) und weiter über den Grenzweg oberhalb von Neuastenberg und Langewiese mit einer Abfahrt zur „Knäppchenkurve“. Anschließend führt ein kurzes Steilstück zur Hohenleyer Hütte (nicht immer geöffnet) und weiter zum Albrechtsplatz (ab Winterberg ca. 10 km). Die Straße wird überquert, und die Loipe verläuft über „Friedensquelle“ und „Heidenstock“ weiter bis „Schanze“ (Gasthof/Übernachtungsmöglichkeit). Am „Heidenstock“ können Sie auch links abbiegen (Skulpturenweg), eine kurze steile Abfahrt hinunterfahren und weiterlaufen nach „Kühhude“ (Gasthof). Von „Schanze“ aus sollten Sie nicht dem Rothaarsteig folgen (er führt relativ weit ins Tal mit schlechter Schneelage hinunter), sondern sich an die Skispur halten, die unter dem „Bischofsstab“ hindurch zum Skulpturenweg führt und an der „Millionenbank“ wieder auf den Weg nach Kühhude stößt. Auf diesem Teilstück sollte man die Kamera immer bereithalten, man könnte auf die hier ausgewilderte Wisentherde treffen. Es geht weiter über „Jagdhaus“ (Gasthöfe/Hotels), „Margarethenstein“ und „Hahnenhäuschen“ zum „Rhein-Weser-Turm“ (Gasthof/Übernachtungsmöglichkeit; von Winterberg ca. 30 km). Eine urige Alternative finden Sie, wenn Sie am „Margarethenstein“ rechts abbiegen (Weg X6 bis zur Wiggequelle) und dann den Weg zum Alpenhaus (liegendes R auf gelbem Grund) nehmen. Die Hauptstrecke zwischen Grenzweg/Albrechtsplatz und Rhein-Weser-Turm ist fast immer gut gespurt, der Abstecher zum Alpenhaus allerdings in der Regel nicht. Die Mühe lohnt sich aber trotzdem, denn das urige Alpenhaus bietet Übernachtungsmöglichkeiten ohne fließend Wasser, dafür mit Waschschüssel und Wasserkanne! Die Verpflegung ist hervorragend, und es gibt vor allem eine große Sonnenterrasse mit Panoramablick!
Wieder auf dem Hauptweg geht es vom Rhein-Weser-Turm auf einer knackigen Abfahrt ins Schwarzwassertal. Wer sich das nicht zutraut, bleibt auf der Höhe und biegt vor dem Steilstück (Hinweis: Waldschule) rechts ab (Weg mit rotem Dreieck) Richtung Panoramapark. Unter einer Unterführung hindurch und immer weiter dieser Kennzeichnung folgen, der Weg führt über das „Schwarze Kreuz“ – nicht nach Heinsberg runterfahren! – und „Vogelsberg“ zum NSG „Haberg“ (Schutzhütte). Dies ist natürlich ein ziemlicher Umweg, und weil ein Teil der Wegstrecke über einen Fahrweg verläuft, ist unter Umständen der Weg etwas „zerfahren“. Wenn möglich, sollten Sie daher die Abfahrt ins Schwarzwassertal wagen. Zur Not können Sie auch die Skistöcke zwischen die Beine klemmen, „runterreiten“ und dabei mit den Stöcken bremsen.
Nowax-Ski: die bessere Wahl
In diesem Zusammenhang ein paar Bemerkungen zur Skiausrüstung. Da ein Teil der Route in gespurten Loipen verläuft, können Sie natürlich ihre schmalen Langlaufskier benutzen. Besser geeignet sind allerdings etwas breitere Skier, sogenannte Cruiser. Ideal sind sogenannte Back-Country-Modelle (etwas tailliert, eventuell mit dünner Kante) oder sogenannte S-bound-Skier (stark tailliert, mit Rocker-Technologie). Auf ihnen lassen sich Abfahrten am besten bewältigen. Bei den Stöcken sollten Sie auf Stabilität achten, nicht nur, um damit „reitend“ abzufahren. Ein Sturz kann immer passieren, und leichte Langlaufstöcke brechen schnell. Teleskopstöcke als Ersatzstöcke lassen sich problemlos am Rucksack befestigen.
Die Route durch das Schwarzwassertal trifft an der Schutzhütte „Haberg“ auf die Fahrstraße, der sie dann (nach links) folgen und zum „Dreiherrenstein“ (Schutzhütte) hochsteigen. Von dort gibt es eine Abkürzung über den „Riemen“ (Weg X10/rotes Dreieck), wobei Sie aber eine recht steile Abfahrt durch einen Hohlweg meistern müssen. Der „normale“ Weg macht eine große Kurve, verlangt aber auch eine gewisse Standfestigkeit auf einer Abfahrt zur Furt/Brücke des Elberndorfer Baches; frühzeitiges Bremsen ist geboten. Der Weg ist allerdings recht breit. Anschließend treffen sich beide Wege wieder, und es geht Richtung Ferndorfquelle. Die Hinweisschilder (Gasthof Nies/Helmuts Rothaarhütte) ignorieren Sie, denn die Hütte ist nur im Sommer geöffnet, der Gasthof liegt unten im Tal. In der Nähe des Dreiherrensteins kann bei Bedarf auch noch eine Zwischenübernachtung eingelegt werden; zu den ausgeschilderten Gasthöfen „Zum Rothaarsteig“ und „Landgasthof Afflerbach Bald“ sind es circa 1,5 Kilometer.
Abschied auf der Ginsburg
Ab Ferndorfquelle verläuft häufig eine Skispur bis zum Forsthaus und der Ginsburg. In der Remise der Ginsburg können Sie dann zur Belohnung einen Tee oder Glühwein zu sich nehmen, bevor es anschließend auf die letzte Abfahrt zum Bahnhof Vormwald geht. Dort in die Rothaarbahn und zum Bahnhof Siegen.
