Janosch Brugger: Die Zukunfts-Hoffnung

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Janosch Brugger gewann am 2. Dezember 2018 in Lillehammer völlig überraschend sein erstes Weltcup-Rennen.
© IMAGO/ GEPA pictures_

Janosch Brugger hat in Lillehammer für eine Sensation gesorgt: Deutschlands Langlauf-Talent holte mit Tagesbestzeit im Verfolgungsrennen den ersten Weltcup-Sieg für den DSV in der Loipe seit Tim Tscharnke 2015. Hier ein Porträt des Youngsters, das nordic sports vor rund einem Jahr in der Ausgabe 3/17 veröffentlicht nat.

Text: Wilfried Spürck

Ein deutscher Langläufer, der in internationalen Wettkämpfen siegt und siegt und siegt – das mag man kaum für möglich halten. Aber Janosch Brugger gelang dies in der Saison 2016/17 tatsächlich, als er im Continental Cup (CC) der Junioren zehn von 13 Rennen, bei denen er startete, gewann. Dass der DSV-Youngster aus dem Schwarzwald auch Gesamtsieger der „Zweiten Liga“ der Langläufer wurde, war die logische Folge. Doch das war nicht mal sein größter Erfolg: Am 30. Januar krönte sich Brugger in den USA zum Sprint-Juniorenweltmeister: „Besser hätte ich mir die Saison nicht vorstellen können“, sagt der 20-Jährige. „Vor allem, dass es im Sprint so gut laufen würde, hatte ich nicht erwartet. Denn eigentlich bin ich kein Sprinter.“

Sein großes Potenzial hatte der Badener schon in den Jahren zuvor gezeigt, als er unter anderem 2015 Gold und zwei Mal Bronze beim European Youth Festival gewann, 2016 zwei Mal in die Top Ten bei der Junioren-WM und auf Gesamtrang 3 im CC lief. 2016/17 war sportlich insofern eine Fortsetzung. Für Brugger war sie dennoch ein Einschnitt, denn es war die erste nach dem Ende seiner Schulzeit.

Zwischen Langlauf und Fußball

1997 in Titisee-Neustadt geboren, wuchs Janosch Brugger in der 5.000-Einwohner-Gemeinde Lenskirch auf und absolvierte zunächst die Realschule, die er 2013 mit der Mittleren Reife abschloss. Skilanglauf gehörte für ihn fast von Geburt an zum Lebensalltag. Den Sport hat er sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. „Meine Mutter war Langlauflehrerin im Verein“, erzählt Brugger. „Meine früheste Erinnerung ist, das ich mit Plastikskiern unter den Wanderschuhen mit den Eltern unterwegs war. Da war ich wohl so zwei Jahre alt. Skilanglaufen habe ich so ­gelernt wie Radfahren.“

Schon bald war er selbst im Heimatverein WSG Schluchsee aktiv, in seiner Freundesgruppe gehörte Skilanglauf bei den gemeinsamen Unternehmungen dazu, stand aber nicht mal im Mittelpunkt. Später fand er zeitweise auch mehr Spaß an anderen Sportarten. „Ein bis zwei Jahre habe ich mehr Fußball gespielt.“ Sein Lieblingsverein ist bis heute der FC Bayern. Doch der Skilanglauf nahm mit der Zeit wieder größeren Raum in seinem Leben ein. Der Knackpunkt kam ungefähr im Alter von zwölf Jahren, als der Lenskircher im bundesweiten Schülercup mehrere Siege feierte. Von da an konzentrierte er sich immer mehr auf den Loipensport und konnte sich nun auch vorstellen, später als Erwachsener mal Profi zu werden.

Nach der Mittleren Reife wechselte das Langlauftalent aufs Skiinternat im rund 30 Kilometer entfernten Furtwangen. Dort konnte er Schule und Sport perfekt miteinander kombinieren. „Trainiert habe ich manchmal schon morgens vor dem Unterricht, nachmittags natürlich – und manchmal durfte ich morgens auch statt einer Unterrichtsstunde trainieren.“

Training in Sonthofen

Im Frühjahr 2016 machte der Schwarzwälder sein Abitur, danach ging er zum Zoll: „Dort habe ich super Rahmenbedingungen, um meinen Sport ausüben zu können“, sagt er. Verbunden war mit der Veränderung auch der Umzug nach Sonthofen im Allgäu zur Trainingsgruppe von Stefan und Sabine Dotzler, in der auch Sebastian Eisenlauer, Florian Notz oder Nicole Fessel zu seinen Kollegen zählen. Morgens trainiert die Gruppe in der Regel zusammen, nachmittags macht jeder sein individuelles Programm.

Für die Saison 2017/18 hat sich der DSV-Youngster vorgenommen, sich erst mal in der Männerklasse zu etablieren. Ob die Coaches ihm auch Weltcup-Einsätze geben, ist für ihn (noch) nicht entscheidend. Seine Premiere auf der größten Bühne des Skilanglaufs im norwegischen Drammen im vergangenen März war eine spezielle Erfahrung. „Da ging es drunter und drüber“, sagt er über den Sprint mitten im Zentrum der Stadt. „Das ganze Drumherum war wichtiger als das Rennen selbst.“

Grundsätzlich hält Deutschlands Langlauf-Hoffnung Stadtrennen wie in Drammen für eine gute Möglichkeit, Langlauf einem größeren Publikum spannend und attraktiv zu präsentieren. Vielleicht hat er ja die Chance, bei der Weltcup-Premiere in Dresden im Januar seinen Teil dazu beizutragen.

Doch bis dahin ist weiter harte Arbeit im täglichen Training angesagt. Die ist für Brugger, dessen Stärke die hohe Ausdauerkapazität ist, Teil seines Jobs, der auch viele besonders schöne Momente bereithält. So erzählt er von den Erlebnissen, in denen er auch im Training Natur und Landschaft genießen kann. „Aber das allerschönste Gefühl als Langläufer geben einem natürlich Siege“, sagt Brugger. Deutschlands Langlauf-Fans hoffen, dass er dieses Gefühl in den nächsten Jahren auch im Weltcup öfter erleben darf.

Der Artikel erschien in nordic sports 3/17.

Anmerkung: Inzwischen, kaum mehr als ein Jahr später, hat Brugger in Lillehammer sein erstes Weltcup-Rennen gewonnen.

Das ist Janosch Brugger:

Geburtstag: 06.06.1997

> Geburtsort: Titisee-Neustadt -(Baden-Württemberg)

> Größe/Gewicht: 1,84 m/72 kg

> Verein: WSG Schluchsee

> DSV-Lehrgangsgruppe: 1b

> Weltcup-Debüt: 08.03.2017 (Drammen, Pl. 56)

> Erfolge: Continental-Cup--Sieger 2016/17, Junioren-Weltmeister Sprint 2017, 1 Weltcup-Sieg (15 km klassisch)

> Sonstiges: Mitglied im Zoll Ski Team

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